Wir, das Team von AWO Refugium Freudstrasse ( Berlin-Mitte) setzen mit dieser Aktion ein Zeichen gegen die Rechtsentwicklung in unseren Land. Wir bringen damit unsere Wut und Trauer über die rechten Mordr/Terroranschläge zum Ausdruck und positionieren uns eindeutig gegenüber unseren Bewohnerinnen (und Nachbarinnen).

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Foto: S. Kätsch https://awo-mitte.de/gefluechtet-asyl/refugium-freudstrasse/

Beschäftigte im Botanischen Garten (s. Foto) und anderswo drückten ihre Trauer und Entschlossenheit aus, dem rassistischen und menschen verachtenden Hass entgegenzutreten. weiterlesen hier

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Foto: ver.di Betriebsgruppe FU Berlin und der Gesamtpersonalrat der FU


An alle, die die Petition unterstützt haben!

Vielen Dank für die Unterstützung der Petition, die den Gewerkschaften vorschlug, am Tag der Trauerfeier in Hanau um 11:50 Uhr für 10 Minuten die Arbeit niederzulegen. Bemerkenswert die Vielzahl und Ernsthaftigkeit der Kommentare, die deutlich gemacht haben, dass es auch Ihnen um ein sehr wichtiges Anliegen geht.

Die Koordination, die diese Homepage betreibt, nennt sich „Die unvollendete Revolution 1918/19“. An dieser Koordination sind Initiativen, Organisationen und auch zahlreiche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter beteiligt. Sie bildete sich im Jahr 2018 zur Vorbereitung des 100. Jahrestages der Revolution 1918/19. Wir glauben, dass die Erinnerung an diese Revolution eine größere Bedeutung in unserem Geschichtsbewusstsein haben sollte. Der wichtigste Nationalfeiertag in Frankreich ist der 14. Juli, der Tag des Sturms auf die Bastille. In Deutschland ist dagegen Nationalfeiertag der Tag der Einheit, also der Tag, an dem die größte Privatisierungswelle begann, die Deutschland je erlebt hat.

Die Revolution 1918/19 war nicht nur die Geburtsstunde der ersten Republik, sondern hatte auch viele Forderungen zum Ziel, die bis heute nicht durchgesetzt werden konnten, so die Forderungen nach Sozialisierung, Entmilitarisierung und Demokratisierung auch in der Wirtschaft und in den Betrieben. Wir halten diese Forderungen immer noch für aktuell: Siehe unsere gemeinsame Erklärung die von über 70 Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern unterschrieben wurde: Daher sprechen wir von einer unvollendeten Revolution und haben auch der Koordination diesen Namen gegeben.

siehe auch: Gemeinsame Erklärung der Koordinierungsgruppe ›100 Jahre Novemberrevolution‹

Mit zahlreichen kleineren und größeren Veranstaltungen haben wir u.a. zusammen mit der VVN/VdA, Antifa-Initiativen, der Initiative „Gedenk- und Geschichtsort Januaraufstand“ und der Galerie Olga Benario an den 100. Jahrestag des Generalstreiks gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch am 14. März 2020 erinnert. In diesen Veranstaltungen thematisierten wir zugleich den rechten Terror heute und dessen Wegbereiter. Am 14. März 2020 selbst haben wir zu einer öffentlichen Kundgebung in Berlin Schöneberg aufgerufen. Die Erinnerung an diesen Generalstreik ist deswegen so wichtig, weil er zeigt, welche Macht die Beschäftigten durch gemeinsames Handeln in den Betrieben und Verwaltungen entfalten können.

Als uns die Nachricht von den 10 Morden in Hanau erreichte, waren wir davon überzeugt, dass es notwendig und möglich ist, in den Betrieben und Verwaltungen ein Zeichen gegen den rechten Terror und ihre Wegbereiter zu setzen. Deswegen starteten wir zwei Petitionen, die sich an unterschiedliche Adressatenkreise richteten.

Diese Petitionen haben mit Eure Unterstützung eine große Wirkung erreicht. Arbeitsniederlegungen bzw. Gedenkminuten am Mittwoch, den 4. März um 11:50 Uhr wurden unterstützt von:

  • der IG Metall Hanau-Fulda
  • dem Gesamtbetriebsrat der Daimler AG
  • den Bezirken Mitte, Baden-Württemberg und Küste der IG Metall
  • dem DGB Hessen-Thüringen
  • Ver.di Hessen
  • ver.di Berlin-Brandenburg
  • der IG Metall Berlin
  • bundesweit der GEW
  • der IG BCE für ihre Mitgelider in Hessen und Thüringen

Die Nachweise dazu und weitere Hinweise finden sich unter: www.labournet.de

In der Regel wurde diese Aktion gemeinsam mit den Arbeitgebern vorbereitet und auch gemeinsam dazu aufgerufen. Es wäre aber der Tod der Meinungsfreiheit, solche Demonstrationen von der Zustimmung der Arbeitgeber abhängig zu machen. Solche Aktionen sind in erster Linie Demonstrationen der abhängig Beschäftigten. Das Wichtigste war für uns: Alle, die sich an den Arbeitsniederlegungen beteiligt haben, haben ein klares Zeichen gegen rechte Gewalt und deren Wegbereiter gesetzt. Deshalb waren die Petition und die Arbeitsniederlegungen ein Erfolg.

Das macht Mut. Gegenmacht statt Ohnmacht.

Mit solidarischen Grüßen
Benedikt

Dr. Reiner Zilkenat – 20. Mai 1950 – 26. Februar 2020

Reiner Zilkenat studierte von 1970 bis 1976 an der Freien Universität Berlin Geschichte und Politikwissenschaft. Im Jahr 1981 erstellte er im Rahmen der viel diskutierten West-Berliner Ausstellung Preußen -Versuch einer Bilanz – einen begleitenden Quellenband zur Sozialgeschichte Preußens. Er war Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins und Mitarbeiter ihrer Theorie-Zeitschrift Konsequent. Reiner wurde 1989 an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Berlin (DDR) promoviert mit einer Arbeit zum Berliner Metallarbeiterstreik 1930.

Schwerpunkte seiner Forschungen waren die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung sowie die Endphase der Weimarer Republik und der Aufstieg der NSDAP.  Seit 2001 war er Herausgeber des „Rundbriefes der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Rechtsextremismus/Antifaschismus beim Vorstand der Partei Die Linke“. Er war auch Mitglied des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Geschichte der DKP Neukölln veröffentlichte er Beiträge zur Berliner Geschichte.

Reiner gehörte zu den regelmäßigen Autoren der marxistisch orientierten Medien RotFuchs,  Z. -Zeitschrift für marxistische Erneuerung und junge Welt.

Er gehörte mit zu den Initiatoren zur Gründung der Koordination Unvollendete Revolution.

Wir haben einen kenntnisreichen kreativen Historiker und unermüdlichen Streiter für Demokratie und sozialen Fortschritt verloren. In vielen Bereichen inspirierend und leitend tätig, hat er eine bleibende Spur gezogen. Sein wissenschaftliches Erbe und sein nie erlahmendes Engagement bleiben unvergessen.

Im Namen seiner trauernden Weggefährten

  • Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Antifaschismus bei der Partei DIE LINKE
  • Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
  • BerlinBrandenburger Bildungswerk e.V.
  • Koordination „Unvollendete Revolution 1918“
  • edition bodoni“

Zur Erinnerung an Reiner, hier sein letztes Interview, vom 20.02.2020 anlässlich der Vorbereitung unserer Kundgebung am 14.03.2020.


Reiner Zilkenat – Historiker, Didaktiker, Aufklärer

Dieser Gedenkband ist dem Leben und Wirken des marxistischen Historikers Reiner Zilkenat (1950-2020) gewidmet und erschien soeben in „edition-bodoni“

Foto: edition-bodoni


Nachruf zum Tod von Reiner Zilkenat in der sozialistischen Wochenzeitung UZ.

Marxist in Theorie und Praxis

Resolution des XI. Referentinnen-Kongress Niedersachsen und Sachsen-Anhalt

Unmittelbar nachdem die Nationalsozialisten 1933 an der Macht waren, erklärte die Führung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) Anfang Februar 1933 ihre politische Neutralität gegenüber dem NS-Regime.

Ab dem 2. Mai wurden Gewerkschaften verboten und Deutschland überzog die Welt mit einem Krieg mit über 50 Millionen Toten. In den Vernichtungslagern des NS-Regimes wurde systematisch und mit industriellen Methoden der massenhafte Mord an Juden, Sinti und Roma, psychisch Kranken, Menschen mit Behinderungen und Homosexuellen durchgeführt. Politische Gegner, zu denen auch Gewerkschafterinnen zählten, die mit ihren Werten der faschistischen Ideologie entgegenstanden, wurden gleichfalls verfolgt und ermordet.

Damit unsere eigene Geschichte nicht außer Acht gelassen wird, hat die IG Metall die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung in ihrer eigenen Satzung im zweiten Paragraf niedergeschrieben. Diese Satzung stützt unser Handeln als politische Organisation, um uns u. a. für eine antifaschistische Bildungsarbeit einzusetzen.

Satzung, § 2:

„Die IG Metall (…) fördert aktiv die Gleichstellung von Frauen und Männern in Gesellschaft, Betrieb und Gewerkschaft, unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität.

Die IG Metall wahrt und verteidigt die freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie die demokratischen Grundrechte. Die Verteidigung dieser Rechte und der Unabhängigkeit sowie Existenz der Gewerkschaften erfolgt notfalls durch Aufforderung des Vorstandes an die Mitglieder, zu diesem Zweck die Arbeit niederzulegen (Widerstandsrecht gemäß Artikel 20 Absatz 4 GG).“

Aufgrund unserer antifaschistischen Tradition und unseres gesellschaftspolitischen Auftrags, stellen wir uns gegen eine Zusammenarbeit mit Faschistinnen und auch gegen Institutionen und Personen, die mit ihnen zusammenarbeiten.

Wir stellen mit Erschrecken fest, dass Antifaschistinnen zunehmend häufiger als linksradikal bezeichnet und in diesem Rahmen diskreditiert werden sollen, obwohl sie lediglich unsere freiheitlichen Werte verteidigen.

Wir werden nicht nachlassen, unsere demokratischen Grundrechte zu wahren und zu verteidigen und zeigen uns solidarisch mit allen Menschen und Institutionen, die dies ebenfalls tun.

Am 7. Februar 2020 hat die ver.di Mediengalerie zusammen mit der Koordination „1918 unvollendete Revolution“ zu einer Veranstaltung zur Erinnerung an 30 Jahre „Vom Volkseigentum zur Treuhand“ eingeladen.

Gemeinsames Thema natürlich die Privatisierung der DDR-Betriebe. Diskutiert wurde nach Beiträgen von Sebastian Gerhardt und Bernd Gehrke mit ihnen zum betrieblichen Widerstand in der DDR 1989/91. Die Veranstaltung hatte viele Besucher, die davon profitierten, dass die beiden Referenten selbst an den Auseinandersetzungen teilgenommen hatten und die damalige Situation hervorragend analysierten. Eine lange Debatte folgte, in der die Ambivalenz der Prozesse deutlich wurden. Mit der Währungsunion war klar, dass es keine demokratisch-sozialistische DDR mehr geben würde. Viele aktive Gewerkschafter aus der DDR hofften auf den DGB und die Brudergewerkschaften im Westen. Aber es gab eben auch viele Illusionen in die Vorteile des Kapitalismus.

Der „Herbst ’89“ fand nicht nur auf der Straße und im Fernsehen statt. In einer ganzen Reihe von Betrieben setzten sich die Belegschaften für demokratische Interessenvertretungen ein, für Betriebsräte, oder machten über Gewerkschaftsorganisationen ihren Einfluss geltend. Doch welchen Umfang, welche Formen und welche Bedeutung für die politische Gesamtentwicklung der DDR hatte der Aufbruch in den Betrieben? War es ein Aufbruch zur sozialistischen Aneignung der Betriebe durch die „unmittelbaren ProduzentInnen“, wie viele Linke hofften, oder wurde es ein „Griff nach der Notbremse“ (Walter Benjamin) – ging es darum, angesichts unübersehbarer Veränderungen wenigstens einen Fuß in die Tür zu kriegen?

Die Rahmenbedingungen der betrieblichen Konflikte änderten sich mit Währungsunion, Treuhandanstalt und Wiedervereinigung radikal. Das Gegenüber war nicht mehr die Betriebs- und Politbürokratie, sondern das Kapital und die Bundesregierung. Doch die Belegschaften und die Aktiven hatten sich noch nicht geändert.

Sie versuchten jetzt, in neuen Konflikten und vor allem im Kampf mit der Treuhandanstalt Wege zum wirtschaftlichen Überleben von Betrieben und Belegschaften zu finden. Welches Ausmaß und welche Formen hatte der Kampf gegen die Privatisierungs- und Deindustrialisierungspolitik der Treuhandanstalt? Und: Weshalb wurde dieser Kampf verloren? Gibt es Lehren, die heute wichtig sind?

„Marx sagt, die Revolutionen sind die Lokomotive der Geschichte. Aber vielleicht ist dem gänzlich anders. Vielleicht sind die Revolutionen der Griff des in diesem Zuge reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse.“Walter Benjamin (Aus den Notizen zu ›Über den Begriff der Geschichte‹)

Die Reden der Referenten liegen uns nicht vor, aber die Thematik wird von ihnen auch behandelt in dem Expressheft ›Ränkeschmiede DDR‹.


Fragen und Antworten an und von Sebastian Gerhardt